Als Kind hatte ich den Berufswunsch Radiomoderator. Das erste Praktikum beim Radio hat aber schon vor mehr als 30 Jahren gezeigt, dass meine Stimme nicht als Gute-Laune-Wecker im Privatradio taugt. Ganz gut klappte es dagegen bei der Moderation von Events für WAN-IFRA oder M.O.O.CON. Und auch die erste Clubhouse-Session ging erstaunlich reibungslos. Über die Jahre hinweg habe ich mein Basis-Radiowissen, das Wissen aus meinem Rhetorikstudium und Erfahrungen aus der Praxis zu folgenden Tipps für meine Speaker-Coachings kombiniert.

Die Persönlichkeit: Authentische Redner überzeugen

Große Konzerne beschäftigen immer noch klassische Redenschreiber, die sich voll und ganz auf die Persönlichkeit des Redners einrichten. Das funktioniert meist hervorragend. Probleme tauchen immer dann auf, wenn jemand ohne Rücksicht auf die Persönlichkeit des Redners einen Text und einige Slides vorbereitet. Authentizität ist einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren für eine gute Rede. Das gilt aber auch für Sie selbst. Ich für meinen Teil tendiere dazu, auch kritische Situationen mit Humor zu begegnen. Vor einige Jahren wurde ich bei einer englischen Moderation in Durban für einen Südafrikaner gehalten, der zu ignorant ist, den Namen einer schwarzen Ministerin korrekt auszusprechen. Die Dame war so beleidigt, dass Sie meine falsche Aussprache vor mehreren hundert Gästen spöttisch kommentierte.

Natürlich war ich dann am nächsten Tag etwas nervös, als ich wieder auf die Bühne ging. Aber auch hier hat mein natürlicher (Galgen-)Humor gesiegt. Meine Moderation startete mit: Mein Name ist Ralf Ressmann und wie wir seit gestern wissen, ist das auch der einzige Name, den ich fehlerfrei aussprechen kann. Das Lachen im Publikum hat meine Nervosität weggeblasen. Aber auch hier ist Authentizität wichtig. Ich hatte die Tage zuvor schon eher ein lockeres Mundwerk in meinen Moderationen. Deshalb war dieser Kommentar glaubhaft und natürlich. Mein damaliger CEO hatte ganz andere Auftritte bei der gleichen Veranstaltung und hätte das so nie sagen dürfen.

Die Vorbereitung: Warum ich auch für sehr kurze Moderationen den Text aufschreibe

Walter Jens, der Gründer meines Allgemeine-Rhetorik-Studiengangs, trieb es manchmal auf die Spitze. Viele haben sich gewundert, dass er für einen Rhetorikprofessor insbesondere bei seinen TV-Auftritten auffallend viel abgelesen hat. Das kann schnell langweilig und abgelesen wirken. Dennoch würde ich kein wichtiges Meeting und keine Event-Moderation ohne eine Textvorbereitung angehen.

Obwohl ich seit vielen Jahren Veranstaltungen mit mehreren hundert Teilnehmenden moderiere, probe ich meine Texte und Fragen einer Moderation an mindestens drei unabhängigen Tagen vor der Moderation. Das gibt mir soviel Sicherheit, dass ich den Großteil hinterher nicht mehr ablese, sondern schon im Kopf habe.

Die Struktur: Was erfolgreiche Moderationen verbindet

In der Regel funktioniert ein großer Teil der Anmoderationen nach folgendem Muster:

  • Lobe den Gast/Speaker den Sie ankündigen: Erklären Sie ganz kurz und knapp, warum der Gast der beste Experte zum Thema ist.
  • Lobe das Thema: Erklären Sie ganz kurz und knapp, warum gerade dieses Thema so relevant ist.
  • Adressieren Sie ein Problem Ihres Publikums und versprechen Sie eine Lösung dafür.
  • Stellen Sie sich eine Freundin oder ein Familienmitglied vor: Wie würden Sie das Thema am heimischen Küchentisch in drei Sätzen beschreiben.

Die Sprache: Warum einfache Sätze wichtig sind

Schon vor mehr als 20 Jahren gab es die Lehrmeinung: „Ein Radiosatz hat nicht mehr als 15 Wörter.“ Mit unserer abnehmenden Aufmerksamkeitsspanne durch die digitale Kommunikation würde ich heute sogar ein Limit von 10 Wörtern empfehlen. Hinter dieser Empfehlung steckt aber mehr als das einfache Buchstabenzählen. Gefragt sind in der Moderation kurz aktive Hauptsätze. Also so, wie wir sprechen, wenn wir keinen Text vorbereitet haben. Gesprochene Sprache kommt auch mit einem Minimum an Kommas aus. D.h. wenn Sie in einem Satz mehr als ein Komma haben, dann ist es mit sehr großer Wahrscheinlichkeit kein guter Satz für eine Moderation.

Screenshot: Moderationsvorlage auf einem iPad.

 

Das Backup: Was mich durch den Event trägt.

Bei reinen Audio-Events nutze ich ein Word-Dokument mit großen Schriften und arbeite im Moderationstext mit Bold-Markierungen und Bullet Points, um das Lesen leichter zu machen. Bei regulären Events nutze ich seit Jahren Powerpoint auf meinem iPad. Das kann ich jederzeit in einer Hand halten und schnell umblättern. Da ich gerne große Schriften habe, nehme ich nicht mehr als 3 Bullet Points auf meine Folien.

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